10 Mediation, Achtsamkeit und Atem
Shownotes
Meditation, Achtsamkeit und Atem – Wege zur Einheit
Diese thematische Zusammenfassung beleuchtet die tiefgreifenden Wege zur Vereinigung von Körper und Geist und zur Entfaltung einer ganzheitlichen Persönlichkeit, wie sie durch die Praxis der Meditation, der Achtsamkeit und insbesondere der bewussten Atemarbeit ermöglicht werden.
I. Meditation als Lebenshaltung und Einheit
Die Meditation (abgeleitet von lateinisch meditatio, „das Nachdenken über“, und medius, „Mitte“) wird hier als Lebenshaltung und nicht primär als Technik verstanden.
• Gegenwärtigkeit: Meditieren bedeutet, ganz anwesend zu sein, unerschütterlich in Körper und Geist vereint und gänzlich im gegenwärtigen Augenblick zu ruhen. Es ist das Beobachten der eigenen Situation und der Gefühle, ohne darüber zu urteilen.
• Wahre Absicht: Im Gegensatz zu missverständlichen Auslegungen, die Meditation als Methode zur Alltagsbewältigung oder zur Lösung konkreter seelischer Probleme sehen, liegt das mystische Ziel darin, die Seele in ihren Ursprung zurückkehren zu lassen. Ziel ist die Stärkung aus der Erfahrung des immanenten Schöpfungsgedankens und der schöpferischen Einheit.
II. Der Atem als Schlüssel zur Ganzheit
Der Atem ist das wirksamste Meditationsmedium und steht unmittelbar zur Verfügung. Er entfaltet systematisch die gesamte Psyche des Menschen und stellt den Zusammenhang zwischen Bewusstsein und Unbewusstem her.
• Überwindung der Trennung: Atemübungen sind der eigentliche Schlüssel zur Aufhebung der Trennung des Körpers in Materie, Körper, Seele und Geist und zur Wahrnehmung einer umfassenden Einheit.
• Klassische Praxis: Bei der klassischen Atemmeditation begleitet das Bewusstsein den ein- und ausströmenden Atem, ohne einzugreifen oder ihn verändern zu wollen; das Bewusstsein wird zum Beobachter. Dieses Tun im «Nicht-Tun» lässt ein Vertrauen in das Wirken des Atems wachsen.
• Gegenwartsbewusstsein: Die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit auf den Atem wirkt auf das freiflutende Denken, indem sie ihm keine neue Nahrung gibt und somit nicht von Vergangenem oder Zukünftigem ablenkt.
III. Die Praxis der Achtsamkeit (Mindfulness)
Achtsamkeit (Mindfulness) ist wertvoll für eine bejahende Lebensführung. Sie schließt alles ein, was im gegenwärtigen Moment geschieht, ohne dass darüber geurteilt wird.
• Achtsames Atmen: Das achtsame Ein- und Ausatmen ist eine zentrale Praxis der buddhistischen Meditation. Buddha lehrte, dass der Atem eine Brücke herstellen kann, um Körper und Geist wieder zusammenzubringen.
• Die vier Grundlagen der Achtsamkeit (nach Buddha): Durch achtsames Atmen werden diese Grundlagen gepflegt: 1. Achtsamkeit auf den Körper: Den ganzen Atemkörper empfinden und die Körperfunktionen beruhigen. 2. Achtsamkeit auf die Gefühle: Freude und Wonne empfinden und Gemütsregungen beruhigen. 3. Achtsamkeit auf den Geist: Den Geisteszustand empfinden, den Geist erheben, sammeln und befreien. 4. Achtsamkeit auf die Geistobjekte: Die Unbeständigkeit, das Hinschwinden, das Erlöschen und die Abgelöstheit betrachten.
• Achtsamkeit sollte als eine den ganzen Tag durchwirkende Bereitschaft geübt werden, um ein Weg zur Heilwerdung zu werden.
IV. Atem, Meditation und Therapie im Vergleich
Die Arbeit am, mit und durch den Atem geht in Therapie und Meditation ineinander über und wirkt auf die Biologie, Physiologie und Psychologie des Menschen.
• Ziele: Während in der Therapie vor allem ein gutes Funktionieren im Alltag angestrebt wird und lebensgeschichtliche Verletzungen gelindert werden sollen, übt die Meditation eine wertfreie oder vorbehaltslose Haltung gegenüber den Aufgaben des Lebensschicksals.
• Tiefe Ebenen: Rationale, absichtsvolle Therapie erreicht bestimmte tiefere Schichten der Seele nicht; diese werden erst über ein meditatives, kontemplatives Bewusstsein durchwirkt.
• Spirituelle Dimension: Der Atem kann zu einem ganzheitlichen, spirituellen Begriff verstanden werden und zu einem Bewusstsein von Aufgehobensein und Eingebundensein in etwas Größeres führen. Wer mit dieser schöpferischen Kraft arbeitet, steht oft am Beginn eines spirituellen Weges.
V. Traditionelle östliche Atemarbeit (Yoga und Qigong)
Die Sendung würde auch die Ursprünge der Atemarbeit in östlichen Kulturen beleuchten und Vergleiche zur westlichen Atemarbeit ziehen.
- Yoga und Pranayama (Indien)
• Prana und Pranayama: Prana ist die Lebensenergie. Pranayama bedeutet die Ausdehnung, Entgrenzung und zugleich das Ordnen und Nicht-Zerstreuen dieser Energie.
• Yoga-Ziel: Die Beruhigung der Gedanken und Sinne, um in Einklang mit sich selbst und zur reinen Schau der Wahrheit zu gelangen – zu erkennen, dass alles im Universum eine Einheit ist.
• Der volle Yogi-Atem vereint die Atmungsformen der drei großen Atemräume: den unteren (Raum der Lebenskraft/Wurzelhaften), den mittleren (Sammelpunkt der Wesenskräfte/Emotionen) und den oberen (Raum der Bewusstseinskräfte/Sinnesorgane).
- Qigong und Qi (China)
• Qi-Definition: Qi umfasst Dampf, Wolke, Atem, Nahrung sowie die Kommunikation mit kosmischen Kräften. Der Atem ist der erste Impuls, der das Qi in Bewegung bringt.
• Übungsbereiche: Die chinesische Atemarbeit gliedert sich in innere erhaltende Übungen (entspanntes Sitzen und Denken an einen Gegenstand), innere stärkende Übungen (Aufmerksamkeit auf einen Körperpunkt richten, z. B. durch tiefe Atmung) und äußere Kräftigungsübungen (langsame Bewegungen mit fließendem Atmen).
VI. Synthesis: Gemeinsamkeiten und Unterschiede
• Gemeinsamkeiten: In allen Traditionen findet das Meditationsgeschehen im menschlichen Körper statt. Der Atem wird durch das Werdenlassen erschlossen und nicht in eine Form gezwängt.
• Unterschiede: Östliche Traditionen (Taijiquan, Yoga) führen Bewegungsabläufe nach strengen Vorgaben aus und sind in eine klare Kosmologie (z. B. Yin und Yang oder vedische Weltsicht) eingebettet. Westliche Atemarbeit und Leibpädagogik suchen hingegen über den Atem die Individualität des Menschen und können auch ein individuelles Ziel oder Motiv bestimmen.
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