03 Der universale Atem – Sprache, Kultur, Geist

Shownotes

Atem – Das Geheimnis zwischen Geist und Materie

Entdecken Sie die vielschichtige Bedeutung des Atems, der weit über einen rein physiologischen Vorgang hinausgeht.

Der Begriff „Atem“ ist nicht einfach zu fassen, denn er ist nicht nur ein Gegenstandswort, sondern besitzt einen metaphysischen Bezug, der ihm zusätzlich einen philosophischen Inhalt gibt. Der Atem gehört nicht zu uns, noch gehört er uns. Der Atem ist nicht in uns, sondern wir sind im Atem. Er birgt letztlich immer ein Geheimnis in sich.

In dieser Folge tauchen wir in die Sprach-, Kultur- und Geistesgeschichte des Atems ein und beleuchten seine zentrale Rolle für körperliche, seelische, geistige und spirituelle Werte.

Was Sie erwartet:

• Die Einheit von Geist und Körper: Erfahren Sie, wie der Atem in Überlieferungen alter Kulturen immer wieder in Verbindung mit dem Leben, der Lebenskraft und der Welterschaffung auftritt. Er gilt als Schloss und Schlüssel zur Lebendigkeit und geistigen Erkenntnis zugleich.

• Kulturelle und religiöse Dimensionen: Wir folgen den Spuren des Atems durch verschiedene Weltanschauungen:

◦ Im Altindischen wird die Kraft, die eingeatmet wird, Prana genannt. Das Zentralwort Atma bedeutet Hauch, Seele, Selbst und ist identisch mit Brahman, dem absoluten Bewusstsein.

◦ In taoistischen Praktiken wird die Atemenergie als Chi bezeichnet, die zur Aufrechterhaltung unserer körperlichen und geistigen Funktionen dient.

◦ Im Buddhismus ist die Achtsamkeit auf den Atem ein Weg zur Erlangung der Erleuchtung, da der Atem das Wundermittel ist, mit dem das Bewusstsein gesammelt werden kann.

◦ Wir betrachten die ägyptischen Gottheiten wie Amun und Schu (Gott der Luft und des Lebens) und erfahren, dass das Ankh-Zeichen den Lebensatem symbolisiert.

◦ Die hebräischen Begriffe ruach (Atem, Geist, Sinn) und nöfäs (Atem, Seele) verbinden das Geteilte und bilden eine Dreiheit mit neschamah.

◦ Im Christentum war das Wissen um diesen tiefen Zusammenhang ursprünglich lebendig, wo Begriffe wie das griechische pneuma (Hauch, Geist, Heiliger Geist) und psyche (Atem, Seele) die enge Verbindung aufzeigten.

• Die Spaltung in der Moderne: Wir diskutieren, wie im Abendland das seelisch-geistige zunehmend vom Körperlichen getrennt wurde, was zum Verlust der Vorstellung vom geistigen Wesen des Atems führte. Heute stehen sich oft eine geistige und eine körperliche Welt getrennt gegenüber.

• Atem als Kosmisches Prinzip: Der Atem manifestiert sich im kosmischen Kontext, etwa in den Schöpfungslehren der Navajo (heiliger Wind Nileh’i), den Azteken (Gott Ehecatl), oder in der Vorstellung des Schöpfungszyklus als einem großen Ausatem und Einatem Brahmans. Er ist das schöpferische Ordnungsprinzip.

• Sprachliche Reflexion: Die etymologischen Zusammenhänge zeigen, dass Atem unter anderem Seele, Selbst, Hauch und Geist bedeutet. Erfahren Sie, wie die Bedeutungsvielfalt in deutschen Redewendungen wie „in einem Atemzug“ oder in Euphemismen wie „den letzten Atem aushauchen“ (sterben) weiterlebt. Der Atem ist das Phänomen, das zwischen der materiellen und der geistigen Ebene steht und den Menschen in das größere Ganze integriert.

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